Dr. Horst Böhlke Stiftung
Stiftung zur Förderung von Wissenschaft & Forschung gegen Leukämie

Stiftungspreis 2025 ... an Frau Dr. Deborah Christen, Oberärztin an der Klinik für Hämatologie, Onkologie, Hämostaseologie und Stammzelltransplantation am Uniklinikum der RWTH Aachen & Centrum für Integrierte Onkologie (CIO) Aachen


Shared Decision Making - Behandlungsentscheidungen gemeinsam treffen

- Fachwissen so aufbereiten, dass Patientinnen und Patienten die für sich beste Entscheidung finden können


Berlin/ Zürich/ Aachen, 05.08.25 – Die Dr. Horst Böhlke Stiftung gab heute bekannt, dass ihr Stiftungspreis 2025 an Frau Dr. Deborah Christen geht. Frau Dr. Christen ist Oberärztin an der Klinik für Hämatologie, Onkologie, Hämostaseologie und Stammzelltransplantation am Uniklinikum der RWTH Aachen & Centrum für Integrierte Onkologie (CIO) Aachen. Einer ihrer wissenschaftlichen Schwerpunkte liegt im Bereich „Shared Decision Making“ (SDM). Ihr Engagement auf diesem Gebiet wird mit dem diesjährigen Preis honoriert.

Gemeinsam mit ihrem Team arbeitet Frau Dr. Christen daran, SDM in der Versorgung von Patienten und Patientinnen mit seltenen hämatologischen und onkologischen Erkrankungen zu etablieren. Dies mit dem Ziel, die Gesundheitskompetenz Betroffener zu stärken, sodass sie aktiver an den sie selbst betreffenden medizinischen Entscheidungen teilnehmen und ihre individuellen Therapieziele und Präferenzen besser in die Entscheidung einfließen können.

Die gemeinsame Entscheidungsfindung, Shared Decision Making (SDM) genannt, stellt einen zentralen Baustein in der Kommunikation zwischen Patienten und behandelnden Ärzten dar und kann als Goldstandard medizinischer Entscheidungsfindungsprozesse angesehen werden. Ziel des SDM ist es, Erkrankte in die Lage zu versetzen, mit ihrem Arzt oder Ärztin auf Augenhöhe diskutieren und so aktiv am Entscheidungsprozess mitwirken zu können.

Dies setzt jedoch voraus, dass Patienten und Patientinnen, unterstützend auch deren Angehörige,

  • einen Überblick über alle bestehenden Behandlungsoptionen bekommen,
  • die Vor- und Nachteile jeder Behandlungsoption erlernen sowie
  • die Eintrittswahrscheinlichkeiten von Chancen und Risiken erkennen.


Um dies zusätzlich zu den ärztlich geführten Gesprächen zu unterstützen, können sogenannte Entscheidungshilfen genutzt werden. Eine Entscheidungshilfe wird auf eine Krankheits- sowie Entscheidungssituation bezogen entwickelt und vermittelt App-basiert Informationen zur individuellen Erkrankungssituation der Betroffenen und den Behandlungsoptionen. Idealerweise werden diese Entscheidungshilfen unter Beteiligung von Patientenorganisationen in verständlicher Sprache und unter Nutzung von Texten, Grafiken, Tabellen und Videoclips entwickelt. Neben der reinen Wissensvermittlung sollen diese Entscheidungshilfen Betroffene motivieren, sich selbstbewusst mit den verschiedenen Optionen in Bezug auf die eigene Lebenssituation und individuellen Bedürfnisse, aber auch Ängsten oder Sorgen auseinanderzusetzen.

Neben der Stärkung der Gesundheitskompetenz durch Entscheidungshilfen, können ergänzend Kommunikationstrainings für ärztliches und nicht-ärztliches Personal dazu beitragen, dass Patienten und Patientinnen zur Beteiligung an der Entscheidungsfindung motiviert und aktiv einbezogen werden.

Am Uniklinikum Aachen arbeiten Frau Dr. Christen & ihr Team, in Zusammenarbeit mit ihrem Kooperationspartner SHARE TO CARE, Patientenzentrierte Versorgung GmbH, daran, SDM zur Verbesserung der Patientenversorgung einzusetzen. Sie adressieren dabei insbesondere seltene hämatologische und onkologische Erkrankungen, zu deren Behandlung naturgemäss wenig Wissen zugänglich ist. Für das Pilotprojekt «PELIKAN – Partizipative Entscheidungsfindung in seltenen hämatologischen und onkologischen Erkrankungen» wurden zunächst drei Schwerpunkterkrankungen ausgewählt, darunter die Aplastische Anämie und die Paroxysmale Nächtliche Hämoglobinurie aus dem Bereich der Knochenmarkversagenserkrankungen (Aplastische Syndrome) sowie die Myelofibrose aus dem Bereich der Myeloproliferativen Neooplasien (MPN). Eine weitere Entscheidungshilfe zur Chronischen Myeloischen Leukämie (CML) befindet sich bereits in Entwicklung.

Einen zentralen Baustein des Projektes stellt neben den spezifischen und mehrstufigen, zertifizierten Kommunikationstrainings für die versorgenden Berufsgruppen dabei die Entwicklung von webbasierten Entscheidungshilfen für die ausgewählten Erkrankungen dar. Perspektivisch ist die Ausweitung auf weitere seltene hämatologische und onkologische Erkrankungen geplant. Bedenkt man eine spätere Einbindung von Methoden der künstlichen Intelligenz, steigert sich das Potential der laufenden Arbeiten weiter.

Damit adressieren die Arbeiten von Frau Dr. Christen auch das Ziel unserer Stiftung, den Ablauf von Leukämie-Behandlungen weiterzuentwickeln, hier durch systematische Informationsbereitstellung, Transparenz und damit einen besseren Austauschbasis zwischen Erkrankten, dem Ärzteteam, Pflegefachkräften und Angehörigen. 

Die Preisvergabe erfolgte auf Vorschlag von Herrn PD Dr. Jens Panse, stellvertretender Klinikdirektor an o.g. Klinik.

Bild 

App-basierte Hilfen, für Krankheits-spezifische Entscheidungssituationen entwickelt
(Quelle: Share to Care)


Bild

Frau Dr. Deborah Christen und Herrn PD Dr. Jens Panse,  Uniklinikum der RWTH Aachen